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Soll man eine Mütze tragen oder nicht, wenn es kalt ist? Wir stöbert in Studien, in denen Menschen in eiskalte Wasser getaucht werden, und schaut uns an, was die Einheimischen in der Region treiben in denen es bitter Kalt wird.

Uns wurde gesagt, wir dürften auf keinen Fall kentern. Wenn wir kentern würden, blieben uns nur Sekunden, um aus dem Wasser zu kommen, bevor wir lebensbedrohlich unterkühlen. Hier im Torres-del-Paine-Nationalpark in Patagonien kann man diese türkisfarbenen fast surreal wirkenden Eisberge bewundern, die Sie bestimmt schon einmal gesehen haben. Gelegentlich zerreist ein Knall die hypnotischen Scene, wie von einer Peitsche die Luft, wenn die gigantischen Eisbrocken innen abbrechen.

Vor dieser Reise hatte ich nie viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wie der Körper Wärme verliert. Wenn die Außentemperaturen alllerdings fast 60°C von der üblichen Körpertemperatur entfernt liegt, wird der Gedanke an die extreme Kälte omnipräsent.

Gerade die Nächte sind bitterkalt, sogar im Zelt. Ich schlafe in meinem mittelmäßigen Schlafsack und trage meine gesamte Kleidung - vier Hosen, drei Fleecejacken, zwei Mützen und wasserdichte Kleidung. Aber das ist immer noch nicht genug. Pablo, unser Führer, schläft außerhalb des Zeltes, nur mit seinem superdicken Schlafsack, der ihn vor dem Wind schützt. Er besteht darauf, dass ihm das lieber ist, und macht sich nicht einmal die Mühe, eine Mütze zu tragen. Ich mache mir Sorgen um ihn: Was ist an dem weit verbreiteten Mythos dran, dass man den größten Teil seiner Körperwärme über den Kopf verliert?

Im Laufe der Jahre haben Physiologen Theorien darüber, wie Menschen frieren, mit Hilfe verschiedener menschlicher Versuchskaninchen getestet, von abgehärteten Studenten bis hin zu Angehörigen der Streitkräfte. Für Experimente auf diesem Gebiet werden in der Regel Menschen benötigt, die bereit sind, ein gewisses Maß an Unbehagen zu ertragen.

Thea Pretorius von der University of Manitoba in Kanada verwendet eine Tauchausrüstung, um zu ermitteln, wie viel Wärme der Mensch über seinen Kopf verliert. Die Probanden in Pretorius' Studien sind nicht nur widerstandsfähig, sondern auch behaart - zumindest auf dem Kopf. Eine Glatze würde diese Untersuchung nur unnötig komplizieren.

In einer der Studien von Pretorius wurden den Probanden Medikamente verabreicht, damit sie nicht mehr zittern, was der Körper unwillkürlich tut, um den Wärmeverlust zu kompensieren. Dann wurden sie mit einer Winde in kaltes Wasser hinabgelassen. Bei einigen Versuchen wurden sie vollständig untergetaucht. In anderen Versuchen wurden sie nicht so weit hinabgelassen: Ihr Kopf blieb über der Wasseroberfläche. Die zweite Variable in diesem Experiment war ihre Kleidung. Manchmal trugen sie nur einen Badeanzug. In anderen Fällen wurden sie durch einen Trockenanzug aus Gummi, zwei Paar Socken und Wollhandschuhe isoliert. Jeder verbrachte 45 Minuten in 17 °C warmem Wasser.

Wie erwartet, verloren alle Probanden am schnellsten Wärme, wenn sie das Wasser betraten. Die übrigen Ergebnisse widerlegen jedoch die gängige Erwartung. Die Probanden, deren Wärmeverlust fast ausschließlich über den Kopf erfolgte (diejenigen, die vollständig untergetaucht waren und isolierende Kleidung trugen), verloren nur halb so viel Wärme wie die Probanden, deren Wärmeverlust fast ausschließlich über den Körper erfolgte (die Probanden in Badekleidung, deren Kopf aus dem Wasser ragte). Mit anderen Worten: Wir verlieren die meiste Wärme nicht über den Kopf. Die Ergebnisse zeigen, dass das Eintauchen des Kopfes in kaltes Wasser nur 10 % zum Gesamtwärmeverlust in einem kalten Becken beiträgt. Und wenn man bedenkt, dass der Kopf 7 bis 9 % der Körperoberfläche ausmacht, erscheint das nicht übertrieben.

Doch bevor Sie Ihre Sammlung von Wollmützen in den Müll werfen, sollten Sie noch eine weitere Erkenntnis berücksichtigen: Wenn der Kopf kalt wird und der Körper effektiv isoliert ist, sinkt die Kerntemperatur des Körpers viel schneller, als man erwarten würde.

Ein Grund dafür scheint zu sein, dass die Kopfhaut mit verhältnismäßig vielen Blutgefäße durchzogen ist, die besonders dicht an der Hautoberfläche liegen - wie die starken Blutungen bei einer Schnittwunde am Kopf zeigen. Wenn Sie nun an einem kalten Tag keine Mütze tragen, kühlt die Umgebungsluft das warme Blut, welches durch ihre Kopfhaut fließt, stark ab. Dieses Blut fließt dann zurück in den warmen Körper und kühlt ihn auf seinem Weg ab. Der zweite Grund ist das Zittern. Es ist eine merkwürdige physiologische Tatsache, dass Menschen nicht zittern, wenn nur ihr Kopf der Kälte ausgesetzt ist. Da das Zittern eigentlich der Abkühlung entgegenwirkt, kühlt man schneller aus, wenn man nicht zittert.

In einer extremen Umgebung wie Patagonien kommt es nicht so sehr auf die Abkühlungsgeschwindigkeit an, sondern vielmehr auf die Endtemperatur, auf die der Körper sinkt. Mariano scheint das begriffen zu haben. Er muss unbedingt seinen Körper isolieren, um seine Kerntemperatur zu halten, aber nicht so sehr seinen Kopf. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass alles, was er braucht, ein toller Schlafsack ist. Nächstes Mal werde ich mir einen zulegen.

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